Am 26. Juni 2022 führten die Kunstkurse der Gymnasialen Oberstufe eine Exkursion in die Bauhausstadt Dessau-Roßlau durch. Es wurde ein Bus geordert, der unsere Schüler in die Bauhausstadt bringen sollte.

Themen der Exkursion waren Architektur Funktionen von Architektur und Design im Kontext des Kulturraumes des Dessau-Wörlitzer Gartenreiches. In dem Zusammenhang wurden auch die Impulse für Entwicklung und Verbreitung der modernen Bauhausarchitektur besprochen. Die Verbreitung der Ideen wurde unbeabsichtigt durch Nazis eingeleitet, die diese Ideen als entartet ansahen und damit einen Exodus der Ideenträger in Deutschland einleitete. Viele Schüler des Bauhauses emigrierten nach 1933. In vielen Ländern griff man so die Ideen auf und So gibt es heute in Tel-Aviv über 4000 Gebäude im Bauhaustil. Auch in Fürstenwalde hat sich der Bauhausschüler Robert Lenz nach dem Krieg in der Reifenwerksiedlung mit den so genannten Ungarnhäusern verewigt, die im Laubengangstil errichte wurden. Die Studentenwohnheime an der Pädagogischen Hochschule in Potsdam und Amerika und viele Gebäude in den USA tragen den Stempel der Laubengangarchitektur. Deshalb war die erste Station der Exkursion die Laubenganghäuser in der Peter-Holz-Straße. Heute liebevoll instandgesetzt und mit einem Plakat versehen: „Bauhaus Weltkulturerbe Laubenganghäuser“. Hier konnten sich unsere Schüler Eindruck von diesen Häusern machen, bei denen jede Wohnung einen Ausgang auf den Balkon ins Freie hat.

Die nächste Station war die Ringsiedlung in Dessau-Törten. Hier hatten die Bauhausarchitekten Ideen umgesetzt, die aus den schlechten Wohnverhältnissen der einfachen Menschen in den 20iger Jahre resultierte. Bis dahin wohnten die Arbeiter der Industriebetriebe und ihre Familien in 3 und 4 Hinterhaus von Mietskasernen aus der Gründerzeit. Walter Gropius, Hans Maier und Mies van der Rohe hatten die Idee, Hauser in Serie zu fertigen und fast alle benötigten Baustoffe vor Ort herzustellen. In diesem Stil entstanden in der Ringsiedlung 314 Reihenhäuser von zwei Typen mit 57 m² und 75 m² Wohnraum und einem kleinen 400 m2 großen Garten. In der Zeit eine Revolution des Wohnens in der damaligen Zeit.

Die dritte Station im Zentrum der Siedlung war das Dreieck-Konsumgebäude. Hier konnten sich die Schüler die erste Kaufhalle der Welt ansehen. In der Entstehungszeit der Siedlung versorgte das Konsumgebäude von Walter Gropius (1928) die Familien der Siedlung. Heute befindet sich in Gebäude eine Ausstellung zu den Wohnverhältnissen dieser Zeit und ein großes Modell der Siedlung. Beeindruckt waren unsere Schüle von der Anlage, die vor 100 Jahren von den späteren Bewohnern in Muskelhypothek gebaut wurde.

Mit dem Bus geht es danach ins Zentrum der Stadt zum ehemaligen Arbeitsamt der Stadt Dessau. Heute befindet sich in dem Objekt die KFZ-Zulassungsstelle des Kreise Dessau-Roßlau. Das von Walter Gropius in Schneckenform (1928-1929) angelegte Gebäude fasziniert besonders. Die Büros sind für die Bearbeiter in einer besonderen Form angelegt. In einem von oben lichtdurchflutetem Raum in dem auch eine Menschenschlange bequem stehen kann ist auch heute noch eine bahnbrechende architektonische Idee. Die Schüler konnten kaum glauben, dass dieses revolutionäre Verwaltungsgebäude schon fast 100 Jahre alt ist und auch heute noch der Organisation einer modernen Behörde entgegenkommt.

Nach dem Besuch geht es mit dem Bus weiter zum Bauhaus. Dort waren für drei Kunstkurse zwei getrennte Führungen zu je 25 Personen gebucht. Nach einem Foto vor dem eigentlichen Bauhausgebäude ging es zum Empfang. Hier warteten die zwei Guides auf uns begannen mit der Führung durch die verschiedenen Räumlichkeiten des umfangreichen Gebäudes. Erste Station war der verglaste dreigeschossige Werkstattflügel. Heute zum großen Teil als für eine Ausstellung genutzt. Vor hier aus ging es über eine zweigeschossige Brücke zum Architekturbüro von Walter Gropius und danach in gewerbliche Berufsschule. Das fünfgeschossige Atelierhaus und der eingeschossiger Zwischenbau waren die letzten Stationen unserer Führung. Hier bilden die Aula, die Bühne und die Kantine die sogenannte Festebene, die wegen Baumaßnahmen nur zum Teil besichtigen werden konnten.

Zu den Meisterhäusern in Dessau-Ziebigk wäre eigentlich kein Bus nötig gewesen, da man die 200m Strecke auch zu Fuß schnell bewältigt. Der Bus brachte unsere Schüler zum mittleren der vier Doppelatelierhäuser von Georg Muche und Oskar Schlemmer. Die Besichtigung erfolgt nur in der Außenansicht da der nächste Termin im Bauhausmuseum schon anstand. Auf der Weiterfahrt konnten sich die Schüler noch ein Blick auf den Kiosk des Architekten Mies van der Rohe erhaschen. Der einzige Gebäudeentwurf in Dessau des letzten des später so berühmten Bauhauschefs.

Die letzte Station war Bauhausmuseum am Stadtpark. Um die gewonnenen Eindrücke zu verarbeiten setzten sich die Kunstkurse auf unterschiedlichen Ebenen mit der Bauhausarchitektur auseinander. Auf sprachlicher Spurensuche, haben die Schüler*innen die Ausstellungräume und Infotafeln nach zahlreichen pregnanten Worten durchsucht, welche die Eigenheiten der Bauhausarchitektur beschreiben. Anschließend wurde mittels weißem Tonkarton die kubistischen Formen der Architektur aufgegriffen und in minimalistischen Papierskulpturen dargestellt. Über abschließende Fotografien, konnten die Objekte durch kreative Perspektiven in den Raum hineingedacht werden. Danach ging es zurück nach Hause.

Laubengang Haus
Reihenhaus in Törten
Konsumgebäude in Dessau-Törten
Arbeitsamt Dessau 1928
Foto vor dem Bauhaus
Blick aus dem Museum auf „Scheibe Nordwand“ und das Dessauer Rathaus

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