„Kriegsende und Nachkriegsgeschichte“ am 16. Mai 2025 in Halbe
Am 16. Mai 2025 begab sich unser Geschichtskurs der Jahrgangsstufe 12 auf eine besondere Exkursion nach Halbe mit dem Ziel, sich außerhalb des Klassenzimmers intensiv mit dem Ende des Zweiten Weltkriegs und den ersten Jahren der Nachkriegszeit auseinanderzusetzen. Begleitet wurden wir von unserer Tutorin Frau Behrend, Musiklehrerin Frau Ebert und Herrn Pötsch.
In Halbe angekommen, wurden wir in die historischen Ereignisse rund um das Kriegsende in Europa, die Kapitulation Deutschlands und die anschließende Besatzungszeit eingeführt. Auch über die Arbeit der Kriegsgräberfürsorge ist informiert worden. Als zentrales Thema ist die Kesselschlacht von Halbe herausgestellt worden, eine der blutigsten Schlachten auf deutschem Boden, die sich kurz vor der Kapitulation Deutschlands abspielte. Der Leiter der Kriegsgräberfürsorge Brandenburg Herr Breithaupt präsentierte Fakten, Zahlen und bewegende Berichte von Zeitzeugen. Die brutalen Kämpfe, in denen zehntausende Menschen starben, wurden so greifbar und regten zur kritischen Auseinandersetzung an.
Anschließend sprach der Gedenkstättenlehrer Herr Pötsch über das sowjetische Internierungslager Ketschendorf, in dem zwischen 1945 und 1947 über 10.000 Menschen gefangen gehalten wurden. Etwa 4.722 von ihnen überlebten die menschenunwürdigen Bedingungen nicht. Danach ging es weiter zum Soldatenfriedhof Halbe. Dort fand um 15:30 Uhr eine Gedenkveranstaltung statt. In einem würdevollen Rahmen gedachten wir der Opfer des Internierungslagers Ketschendorf. Beiträge der Schüler, darunter Texte und Gedichte sowie musikalische Stücke unter der Leitung von Frau Ebert verliehen der Zeremonie eine sehr persönliche Note.
Ein besonderer Moment war die Ehrung von Pfarrer Teichmann um 16:15 Uhr. Er hatte sich nach dem Krieg für die Umbettung zahlreicher Opfer eingesetzt und so einen wichtigen Beitrag zur würdevollen Erinnerung geleistet.Diese Exkursion war weit mehr als ein Unterrichtsausflug. Sie war eine eindrucksvolle Begegnung mit der Geschichte vor Ort – bewegend, herausfordernd und lehrreich. Besonders der direkte Kontakt mit historischen Orten und persönlichen Schicksalen zeigt uns, wie wichtig es ist, sich aktiv mit unserer Vergangenheit auseinanderzusetzen.
Gedenkveranstaltung am 17.05.2025 an das Internierungslager Ketschendorf
Am 17. Mai 2025 fand in der Martin-Luther-Kirche in Fürstenwalde-Süd ein bewegender Gedenkgottesdienst für die Opfer des Internierungslagers Ketschendorf statt. Die Veranstaltung war geprägt von Musik, Gebet, Nachdenklichkeit – und der aktiven Mitwirkung von Schülerinnen und Schülern des Oberstufenzentrums Oder-Spree.
Bereits zu Beginn schuf der Psalm 130 „Aus der Tiefe rufe ich, HERR, zu dir“ eine nachdenkliche Atmosphäre. Themen wie Leid, Schuld und die Hoffnung auf Vergebung prägten den gesamten Gottesdienst. Der Chor der Martin-Luther-Kirche eröffnete mit Franz Schuberts ergreifendem Lied „Wohin soll ich mich wenden“, begleitet von Alex Ilenko an der Orgel.Drei Schülerinnen unserer gymnasialen Oberstufe rezitierten eindrucksvoll das Gedicht „Du darfst es nicht vergessen“, das sich mit Erinnerung, Schmerz und der Hoffnung auf Erlösung auseinandersetzt. Es griff das Leid der Verstorbenen, ihre Einsamkeit, aber auch ihr Gebet um Menschlichkeit auf.Generalsuperintendentin Theresa Rinecker hielt die Predigt. Sie betonte, dass Versöhnung, Gerechtigkeit und das Erinnern keine leeren Worte sein dürfen, sondern notwendige Schritte auf dem Weg zu einer friedlicheren Zukunft. Der Gottesdienst wurde ökumenisch gestaltet durch die evangelische Pfarrerin Rahel Rietzl und Theresia Theobald von der katholischen Gemeinde. Die Kollekte wurde gerecht geteilt – zwischen der Initiativgruppe Internierungslager und der Martin-Luther-Kirche.
Im Anschluss an den Gottesdienst setzte sich das Gedenken um 12:30 Uhr im Wäldchen an der Autobahn fort. Zwar musste der Ministerpräsident von Brandenburg, Herr Woidke, kurzfristig absagen, doch der Vorstandsvorsitzende Christoph Fichtmüller eröffnete die Veranstaltung. Höhepunkt war die eindrucksvolle Rede von Maria Nooke, der Beauftragten des Landes Brandenburg zur Aufarbeitung der Folgen der kommunistischen Diktatur. Sie hob die Bedeutung des Erinnerns an die Ereignisse in Ketschendorf zwischen 1945 und 1947 hervor. Auch hier wirkten Schülerinnen des Oberstufenzentrums mit. Trotz des laufenden Prüfungsstresses bereicherten Vanessa Diebert und Milissa Hölz die Veranstaltung mit bewegenden musikalischen Einlagen. Im Anschluss bestand die Möglichkeit, die Museumswerkstatt zu besuchen. Dort konnten die Gäste mehr über die Geschichte der Wohnsiedlung als Internierungslager erfahren und sich ein Bild von den bedrückenden Bedingungen jener Zeit machen.
Für uns Schülerinnen und Schüler war es eine besondere Erfahrung, Teil dieser Gedenkveranstaltungen zu sein. Wir durften nicht nur Texte lesen, sondern auch mitgestalten, mitfühlen und erinnern. Die Veranstaltungen haben uns gezeigt: Die Vergangenheit darf nicht vergessen werden – sie ist Teil unserer gemeinsamen Geschichte.